Tuesday, January 20, 2015

Vom Königskuchen zur Epiphanie am Jordanfluss

Jeweils am 6. Januar hat unsere Mutter in der Bäckerei einen Königskuchen mit Krone gekauft. In diesem Gebäck steckte immer ein kleiner König aus Plastik, und wer ihn bekam, wurde an diesem Tag zum König gekrönt. So haben wir in den westlichen Kirchen die Anbetung Jesu in Bethlehem durch die drei Könige gefeiert, die auch bekannt sind als die Weisen aus dem Morgenland. Die Ostkirchen feiern an diesem Tag die Taufe Jesu und die Offenbarung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Westkirchen wie Ostkirchen nennen dieses Fest auch Epiphanie, ein griechisches Wort, das übersetzt so viel wie „Erscheinung des Herrn“ bedeutet. Kompliziert? Ja! Ein Fest mit verschiedenen Bedeutungen, und zudem wird es in den Ostkirchen, die ihre Feste nach dem Julianischen Kalender begehen, erst am 18. Januar gefeiert.

Der Jordan ist, nach europäischen
Massstäben, nur ein Bach
Jesus wurde östlich von Jericho am Jordan getauft, etwas nördlich vom Toten Meer, an einer Stelle, die im Arabischen Kasser El Yehud heißt, was so viel wie bedeutet wie „Judenfurt“. Nach jüdischer Überlieferung überquerten die Israeliten hier nach 40 Jahren Wüstenwanderung den Jordan und betraten den Boden des verheißenen Landes. Später wurde der Prophet Elijah von hier mit dem Goldenen Wagen in den Himmel gehoben. Ja, und dann eben noch die Taufe Jesu.

Ein Blick über die Grenze nach Jordanien
Und jetzt wird es, wie immer, etwas politisch. Kasser El Yehud liegt im palästinensischen Westjordanland, wird aber von Israel militärisch und administrativ verwaltet. Das Ostufer gehört zu Jordanien. Auf der jordanischen Seite stehen einige Klöster, auf beiden Seiten wurden Treppen zum Flüsschen hinunter errichtet, und jeden Tag kommen Christen, um sich hier taufen zu lassen. Auf jeder Seite stehen einige Soldaten, die die Menge be- und überwachen. Die Region ist gottverlassen, unwirtlich, aber der Blick auf den Jordan überrascht und bewegt immer wieder aufs Neue.    

Wir fahren in der ganzen Welt herum, um Volksbräuche zu bewundern. Und hier geschehen sie, farbenfroh, von verschiedenen Kulturen und christlichen Glaubensrichtungen begangen, direkt vor unserer Nase. Auch dieses Jahr. Es war ein Fest der Sinne.

Und jetzt lasse ich einfach die Bilder der Epiphanie 2015 für sich sprechen.

 

Messe der Assyrischen Gemeinde, die
aus Bethlehem angereist ist.
 
Palästinensische Frauen der assyrischen
Gemeinde
 
Die Gemeinde am westlichen Ufer
des Jordans
 

Die Gemeinde am östlichen Ufer des
Jordans im Dialog, der Grenzen überwindet
 
Die Messe der koptisch-äthiopischen Gemeinde
 
Andacht am Jordan
 
Und jetzt wird gefeiert
 

 
Mitglieder der äthiopischen Gemeinde
 

 
Am und im Wasser gibt es viele Taufen.
 
Eine Taufe an diesem Tag eine besondere
Bedeutung. 
 
Russische und afrikanische Gläubige vor
der Taufe. Das Wasser ist kalt!
 
Andacht im Wasser
 
Auch die Franziskaner fehlen nicht.