Jeweils am 6. Januar hat unsere
Mutter in der Bäckerei einen Königskuchen mit Krone gekauft. In diesem Gebäck steckte
immer ein kleiner König aus Plastik, und wer ihn bekam, wurde an diesem Tag zum
König gekrönt. So haben wir in den westlichen Kirchen die Anbetung Jesu in
Bethlehem durch die drei Könige gefeiert, die auch bekannt sind als die Weisen
aus dem Morgenland. Die Ostkirchen feiern an diesem Tag die Taufe Jesu und die Offenbarung
der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Westkirchen wie Ostkirchen nennen dieses
Fest auch Epiphanie, ein griechisches Wort, das übersetzt so viel wie „Erscheinung
des Herrn“ bedeutet. Kompliziert? Ja! Ein Fest mit verschiedenen Bedeutungen,
und zudem wird es in den Ostkirchen, die ihre Feste nach dem Julianischen Kalender
begehen, erst am 18. Januar gefeiert.
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Der Jordan ist, nach europäischen Massstäben, nur ein Bach |
Jesus wurde östlich von Jericho am
Jordan getauft, etwas nördlich vom Toten Meer, an einer Stelle, die im
Arabischen Kasser El Yehud heißt, was so viel wie bedeutet wie „Judenfurt“.
Nach jüdischer Überlieferung überquerten die Israeliten hier nach 40 Jahren Wüstenwanderung
den Jordan und betraten den Boden des verheißenen Landes. Später wurde der
Prophet Elijah von hier mit dem Goldenen Wagen in den Himmel gehoben. Ja, und dann
eben noch die Taufe Jesu.
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Ein Blick über die Grenze nach Jordanien |
Und jetzt wird es, wie immer, etwas
politisch. Kasser El Yehud liegt im palästinensischen Westjordanland, wird aber
von Israel militärisch und administrativ verwaltet. Das Ostufer gehört zu Jordanien.
Auf der jordanischen Seite stehen einige Klöster, auf beiden Seiten wurden
Treppen zum Flüsschen hinunter errichtet, und jeden Tag kommen Christen, um
sich hier taufen zu lassen. Auf jeder Seite stehen einige Soldaten, die die
Menge be- und überwachen. Die Region ist gottverlassen, unwirtlich, aber der
Blick auf den Jordan überrascht und bewegt immer wieder aufs Neue.
Wir fahren in der ganzen Welt herum,
um Volksbräuche zu bewundern. Und hier geschehen sie, farbenfroh, von
verschiedenen Kulturen und christlichen Glaubensrichtungen begangen, direkt vor
unserer Nase. Auch dieses Jahr. Es war ein Fest der Sinne.
Und jetzt lasse ich einfach die
Bilder der Epiphanie 2015 für sich sprechen.
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