Das
Fazit am Ende der Regensaison in der Region* ist ernüchternd: die Niederschläge
betragen 61-70% der durchschnittlichen Jahresmenge, bei überdurchschnittlich
hohen Temperaturen. Der nächste Regen fällt erst im Oktober. Aber es geht um viel mehr als nur ein weiteres magers Jahr, es geht um die Existenz von Millionen von Menschen.
Viele
kennen die Geschichte aus dem Alten Testament: Pharao, der ägyptische
Herrscher, träumt von 7 fetten und von 7 mageren Kühen; die mageren fressen die
fetten auf (1. Moses, Kapitel 41). Die Kühe stehen symbolisch für 7
ertragreiche Jahre, auf die 7 Jahre mit schlechtern Ernten und schweren
Hungersnöten folgen werden. Unter der Leitung von Joseph sorgt Ägypten vor und
entgeht so der Hungersnot.
Im Buche 1.
Könige, Kapitel 17 und 18 wird von der grossen Not der Menschen erzählt,
von Bächen, die austrocknen, von der Wittwe, die kein Mehl mehr hat und nun
verhungern muss.
Auch Jesus,
in seinen Reden über die Endzeit, spricht von Hunger. In Matthäus 24, 7,
in den Reden über die Endzeit, spricht er: «Denn erheben wird sich Volk wider
Volk und Reich wider Reich, und es werden da und dort Hungersnöte und
Erdbeben kommen.»
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Regen in Sicht, Nethania, Mittelmeerküste |
Eng
verkoppelt mit der Hoffnung auf genügend Regen ist der Glaube an Gott, den
belohnenden oder strafenden Gott. Jesaja 44, 3: «Denn ich (der Herr),
giesse Wasser auf durstiges Land und rieselnde Bäche über das Trockene.»
Der Prophet
Elia, in seiner Auseinandersetzung mit König Ahab, dem Herrscher von Israel,
wirft dem König vor: «Nicht ich habe Israel ins Verderben gestürzt, sondern du
und dein Geschlecht, weil ihr den Herrn verlassen habt und den Baalen
nachgelaufen seid.» 3 Jahre lang fällt kein Regen, eine schreckliche Strafe Gottes
(1. Könige, Kapitel 18, 18).
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Dezember 2016 - Nach dem Regen bilden sich in der Küstenebene grosse Pfützen |
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Messlatte im See Genezareth |
Im Herbst
2016, vor Beginn der Regenzeit, war ich mit Salim, dem palästinensischen
Busfahrer, unterwegs. Die Meerzwiebeln, die Herbstblumen, blühten in grossen
Mengen. Er stammt aus einer Beduinenfamilie und hat mir nach einer alten
Bauernregel vorausgesagt, dass der Winter gut sein wird, weil viele
Meerzwiebeln blühen. Den ganzen Winter habe ich mich an diese Hoffnung
geklammert. Nach verheerenden Waldbränden Ende November hat es den ganzen Dezember
geregnet. Januar und Februar waren trocken. Und nun, im Mai, ist das Fazit
ernüchternd: 61-70% der durchschnittlichen Jahresmenge, abhängig vom Standort, mit
überdurchschnittlich hohen Temperaturen. Dem See Genezareth fehlen Ende
Regenzeit bereits 4.16 m Wasser, der Pegel des Toten Meeres sinkt jedes Jahr um
weitere 1.2 m.
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Wasserröhren - allgegenwärtig auf allen Feldern |
Israel geht
es wirtschaftlich ausgezeichnet, und der Staat investiert viel in
Wasserinfrastruktur. Wir entsalzen Meerwasser, wir benutzen das aufgeklärte Abwasser
ein zweites Mal, indem es auf die Felder geleitet wird, jede Quelle wird
angezapft. Überall werden Wasserreservoire gebaut, jede Pflanze auf jedem Feld
kriegt, genau abgemessen, die richtige Menge Wasser, über Tropfschläuche oder Sprinkler,
eine unglaubliche Leistung. Aber, die Niederschläge liegen seit Jahren unter
dem Durchschnitt.
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Bewässerungssystem im Hulatal |
Wir hoffen
nun wieder auf den nächsten Winter, wie jedes Jahr. Vielleicht belohnt uns der
biblische Gott nächstes Jahr und füllt den See endlich wieder? Oder erwärmt
sich die Erde nun doch? Die Grenze zur Wüste liegt nahe, jede noch so kleine
Veränderung des Klimas wirkt sich sofort aus, die Wüste ist auf dem Vormarsch,
von Süden und von Osten her.
Forscher sagen,
dass der Bürgerkrieg in Syrien sehr eng mit dieser klimatischen Änderung
zusammenhängt. Aber das ist eine andere Geschichte, oder vielleicht auch nicht. Millionen von Menschen hoffen hier jeden Winter auf Regen, als Gottesgeschenk, Gott jedoch scheint die Region zu strafen. Fragen Sie mal den neuen Präsidenten der USA, ob es eine Klimaveränderung gibt, der weiss alles besser.
Draussen
messen wir heute 35 Grad.
* Der Ausdruck Region is grenzübergreifend und betrifft die Länder im östlichen Mittelmeer: Libanon, Syrien, Jordanien, Israel und die Palästinensischen Gebiete.