Tuesday, May 9, 2017

Gottesgeschenke und Gottesstrafen in biblischen Landen

Das Fazit am Ende der Regensaison in der Region* ist ernüchternd: die Niederschläge betragen 61-70% der durchschnittlichen Jahresmenge, bei überdurchschnittlich hohen Temperaturen. Der nächste Regen fällt erst im Oktober. Aber es geht um viel mehr als nur ein weiteres magers Jahr, es geht um die Existenz von Millionen von Menschen.

Viele kennen die Geschichte aus dem Alten Testament: Pharao, der ägyptische Herrscher, träumt von 7 fetten und von 7 mageren Kühen; die mageren fressen die fetten auf (1. Moses, Kapitel 41). Die Kühe stehen symbolisch für 7 ertragreiche Jahre, auf die 7 Jahre mit schlechtern Ernten und schweren Hungersnöten folgen werden. Unter der Leitung von Joseph sorgt Ägypten vor und entgeht so der Hungersnot.
Im Buche 1. Könige, Kapitel 17 und 18 wird von der grossen Not der Menschen erzählt, von Bächen, die austrocknen, von der Wittwe, die kein Mehl mehr hat und nun verhungern muss.
Auch Jesus, in seinen Reden über die Endzeit, spricht von Hunger. In Matthäus 24, 7, in den Reden über die Endzeit, spricht er: «Denn erheben wird sich Volk wider Volk und Reich wider Reich, und es werden da und dort Hungersnöte und Erdbeben kommen.»

Regen in Sicht,
Nethania, Mittelmeerküste
Die Region des fruchtbaren Halbmondes ist von einem kurzen Winter mit Regen und einem langen, regenlosen und heissen Sommer charakterisiert. Viel Regen im Winter bedeutet eine gute Ernte im Frühling und genügend Wasser in den Quellen, um die lange Trockenzeit zu überleben. Bereits im Altertum haben Menschen vorgesorgt, um nicht alles Gott oder dem Zufall zu überlassen. Davon zeugen die unzähligen Zisternen und Wassersysteme, die in der Region angelegt wurden. Im Buch 2. Chronik 32, 30, wird ein Meisterwerk an Bautechnologie beschrieben: «Hiskia war es auch, der den oberen Ausfluss des Gihon-Wassers zuschütten und dieses nach der Westseite der Davidsstadt hinunterleiten liess.» Dieser Tunnel, 550 m lang, ist begehbar, man watet durch das wunderbar frische Gihon-Quellwasser, der Tunnel wurde vor 2700 Jahren erstellt. Die Kaaaniter hatten bereits Hunderte von Jahre vorher Wasser aus dieser Quelle auf ihre Felder abgeleitet, z.T. durch einen unterirdischen Kanal. Später hat König Herodes der Grosse Wasser aus der Region Bethlehem und Hebron nach Jerusalem abgeleitet, um den wachsenden Bedürfnissen der Stadt zu genügen, über eine Distanz von mehr als 20 km. Das sind nur einige wenige Beispiele.

Eng verkoppelt mit der Hoffnung auf genügend Regen ist der Glaube an Gott, den belohnenden oder strafenden Gott. Jesaja 44, 3: «Denn ich (der Herr), giesse Wasser auf durstiges Land und rieselnde Bäche über das Trockene.»
Der Prophet Elia, in seiner Auseinandersetzung mit König Ahab, dem Herrscher von Israel, wirft dem König vor: «Nicht ich habe Israel ins Verderben gestürzt, sondern du und dein Geschlecht, weil ihr den Herrn verlassen habt und den Baalen nachgelaufen seid.» 3 Jahre lang fällt kein Regen, eine schreckliche Strafe Gottes (1. Könige, Kapitel 18, 18).

Dezember 2016 - Nach dem Regen bilden
sich in der Küstenebene grosse Pfützen  
Messlatte im See Genezareth
Im Herbst 2016, vor Beginn der Regenzeit, war ich mit Salim, dem palästinensischen Busfahrer, unterwegs. Die Meerzwiebeln, die Herbstblumen, blühten in grossen Mengen. Er stammt aus einer Beduinenfamilie und hat mir nach einer alten Bauernregel vorausgesagt, dass der Winter gut sein wird, weil viele Meerzwiebeln blühen. Den ganzen Winter habe ich mich an diese Hoffnung geklammert. Nach verheerenden Waldbränden Ende November hat es den ganzen Dezember geregnet. Januar und Februar waren trocken. Und nun, im Mai, ist das Fazit ernüchternd: 61-70% der durchschnittlichen Jahresmenge, abhängig vom Standort, mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen. Dem See Genezareth fehlen Ende Regenzeit bereits 4.16 m Wasser, der Pegel des Toten Meeres sinkt jedes Jahr um weitere 1.2 m.

Wasserröhren - allgegenwärtig
auf allen Feldern
Israel geht es wirtschaftlich ausgezeichnet, und der Staat investiert viel in Wasserinfrastruktur. Wir entsalzen Meerwasser, wir benutzen das aufgeklärte Abwasser ein zweites Mal, indem es auf die Felder geleitet wird, jede Quelle wird angezapft. Überall werden Wasserreservoire gebaut, jede Pflanze auf jedem Feld kriegt, genau abgemessen, die richtige Menge Wasser, über Tropfschläuche oder Sprinkler, eine unglaubliche Leistung. Aber, die Niederschläge liegen seit Jahren unter dem Durchschnitt.
Bewässerungssystem im Hulatal

Wir hoffen nun wieder auf den nächsten Winter, wie jedes Jahr. Vielleicht belohnt uns der biblische Gott nächstes Jahr und füllt den See endlich wieder? Oder erwärmt sich die Erde nun doch? Die Grenze zur Wüste liegt nahe, jede noch so kleine Veränderung des Klimas wirkt sich sofort aus, die Wüste ist auf dem Vormarsch, von Süden und von Osten her.

Forscher sagen, dass der Bürgerkrieg in Syrien sehr eng mit dieser klimatischen Änderung zusammenhängt. Aber das ist eine andere Geschichte, oder vielleicht auch nicht. Millionen von Menschen hoffen hier jeden Winter auf Regen, als Gottesgeschenk, Gott jedoch scheint die Region zu strafen. Fragen Sie mal den neuen Präsidenten der USA, ob es eine Klimaveränderung gibt, der weiss alles besser.

Draussen messen wir heute 35 Grad.

* Der Ausdruck Region is grenzübergreifend und betrifft die Länder im östlichen Mittelmeer: Libanon, Syrien, Jordanien, Israel und die Palästinensischen Gebiete.








  Alte Zisterne, Region Sharon
 Pelikane in Wasserreservoir





1 comment:

  1. Ich finde schwer Worte. Ich hoffe mit und ich glaube daran, dass wir - egal in welcher guten oder schwierigen Situation wir sind immer darauf ausgerichtet sein sollten, das best mögliche daraus zu machen. Wo immer es möglich ist sollten wir uns und der Welt ein Lächeln schenken und ein Lied singen. Manchmal ist dieses Lächeln von Tränen in den Augen begleitet. So auch jetzt bei mir. Herzensgruß und ein Halleluja in Moll allen, ganz besonders dir Regula!!!

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