Sunday, January 28, 2018

Frieden in Israel und Palästina, eine Utopie?


Kreuzung Kadima/Zoran
Rechts, Links, Mitte, wir
verlangen eine politische
Lösung.
Nach den verheerenden Auswirkungen des Konflikts und dem Beobachten der politischen Führer auf beiden Seiten, die immer wieder scheitern, Frieden zu bringen, glauben die Gründerinnen von Women Wage Peace, dass es Zeit ist, Maßnahmen zu ergreifen und die Stimmen von Frauen zu Gehör zu bringen. Während des Friedensmarsches im Oktober 2017 meint Yael Triedel, eine israelische Marschteilnehmerin: «Wir Frauen müssen es tun, denn niemand anderes wird es für uns tun. Die Führer haben es bisher nicht geschafft, und es liegt in unserer Verantwortung, den Frieden zu bringen.» Und Huda Abuarquob, Palästinenserführerin und Regionaldirektorin der Allianz für den Nahen Osten aus der Stadt Hebron im Westjordanland, erklärt: «wir marschieren, weil Frauen wichtig sind, weil Frauen inklusiv sind, weil wir Frauen den Führern hier so viel Vertrauen geschenkt haben und die Führer versagt haben.»








Wir weigern uns, Feindinnen zu sein
Einmal im Monat, an einem Donnerstag, erscheinen an 140 Kreuzungen in Israel kleine Gruppen von Frauen mit Plakaten, Postern und israelischen Fahnen. Während zwei Stunden winken wir den in den chronischen Staus kriechenden Fahrern zu und wünschen ihnen am letzten Arbeitstag der Woche eine gute Heimreise. Wer längere Strecken fährt, begegnet den Frauen an einer ganzen Reihe von Kreuzungen. Wir, das sind die Women Wage Peace Frauen.

Eine Gruppe engagierter Frauen der Bewegung fährt jede 2. Woche in die Knesset nach Jerusalem, um für den Frieden zu lobbieren. In Zeiten, wo Demokratien sich in Lobbykratien umwandeln, ist das eine wichtige Arbeit. Alle wollen Frieden. Das sind die Women Wage Peace Frauen.

Im Herbst, im Verlaufe der jüdischen Feiertage, marschieren viele Frauen durchs Land, es werden Veranstaltungen gehalten mit Reden, Diskussionsrunden, Musik, Tanz, viel Fröhlichkeit und Liebe. Da kommen etwas Erinnerungen an die Friedensbewegungen der 70er Jahre hoch. Die zentrale Veranstaltung findet in der Nähe von Jericho statt, wo sich palästinensische und israelische Frauen in einem gemeinsamen Zelt, dem Zelt von Sara und Hagar, treffen, 5000 Frauen und auch etwas Männer. Anschliessend marschieren Zehntausende durch Jerusalem. Eine meiner Facebook Freundinen bemerkt zu meinen FB Post, dass Sara und Hagar doch Feindinnen waren. Waren sie es wirklich? Wir Frauen der Friedensbewegung, die Saras  die Hagars, sind keine Feindinnen. Auch das sind die Women Wage Peace Frauen.

Jede Woche gibt es lokale Treffen, Diskussionsrunden, Informationsabende, Infostände in Einkaufszentren. Wir wollen wachsen, mit dem ehrgeizigen Ziel von 100,000 Mitgliedern, Frauen aus Stadt und Land, Jüdinnen und Araberinnen, Frauen aller politischen Färbungen, Rechte, Linke und Zentrumsfrauen.

Hier einige Eindrücke von der letzten Kreuzungsdemo, auf Strasse Nr. 4 zwischen Tel Aviv und Haifa, Kadima-Zoran Kreuzung:
  •           Ca. jedes 20. Fahrzeug hupt aufmunternd, Scheiben werden heruntergedreht, um uns zuzuwinken, aufmunternde Rufe schallen über die Kreuzung. Das sind (immerhin) 5% der Bevölkerung.
  •           Auffallend viele positive Reaktionen erhalten wir von Lastwagenfahrern. Viele von ihnen sind Araber, Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft, aus unseren Nachbardörfern und -städten. Vielleicht sind sie diejenigen, die den Frieden am meisten ersehnen.
  •           Frauen: es gibt Frauen, die winken, lächeln und zustimmend hupen. Andere sind mit dem Verkehr beschäftigt, und viele, so scheint es mir, sind einfach gestresst vom täglichen Leben, dem Balanceakt zwischen Arbeit und Familie.
  •           Eine Frage wird uns bei der Durchfahrt gestellt: «seid ihr dafür oder dagegen?» Immer wieder diese schwarz-weiss Betrachtungsweise. An einer Kreuzung ist ein Dialog nicht möglich. Hier ist unsere Antwort: wir sind für Gespräche, die so lange dauern sollen, bis eine Lösung gefunden wird, die für beide Seiten stimmt. Wir sind nämlich alle hier und werden auch alle hierbleiben. Niemand geht weg, und in Luft löst sich auch keiner auf. Sind wir also dafür oder dagegen? Wir sind für eine politische Lösung, weil dies der einzige gehbare Weg ist.
  •           Einmal ruft uns ein junger Mann zu, dass wir Verräterinnen an der Sache Israels seien. Das ist die extreme Seite: wer mit dem Feind spricht, ist ein Verräter. Ewig sollen wir mit dem Schwert leben. Unterscheidet sich dieser junge Mann von der Hamas im Gazastreifen?

Es mag utopisch klingen, aber wir bereiten die israelische und palästinensische Gesellschaft auf die Zeit danach vor, wenn unsere jeweiligen, jetzigen Führungen weg sind, weil sie versagt haben, und weil sie korrupt sind. Naiv, meint Ihr? In Irland und Liberia haben Frauen mit ähnlichen Friedensbewegungen viel zum Friedensschluss beigetragen. Sie sind unser Leitbild.

Protestmarsch in Jerusalem
Und hier ein Link zum Gebet der Mütter, das unsere Hoffnung ausdrückt und unsere Arbeit unterstützt:
Yael Deckelbaum mit Lubna Salame, Daniel Rubin, Miriam Tukan, Rana choir, the Hebrews.

From the North to the South, from the West to the East
Hear the prayer of the mothers, bring them peace.

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