Monday, June 15, 2015

Ein Recht auf Liebe?

Gedanken zu Heirat, Scheidung und moderner ziviler Gesetzgebung in Israel

Tel Aviv schmückt sich mit den Regenbogenfahnen der LGBT Gemeinde (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender) und feiert im Juni eine Woche lang das GayFestival.
Auf der Tel Aviver Gay-Webseite werden die Fortschritte in der Gleichstellung der sexuellen Minderheiten in Israel gelobt: die progressive Gesetzgebung und Rechtsprechung, die Änderungen der letzten Jahre von einem Leben am Rand der israelischen Gesellschaft hin zu erhöhter Sichtbarkeit und wachsender Akzeptanz.
http://www.gaytlvguide.com/start-here/gay-rights-in-israel

Die Regenbogenflaggen wehen in Tel Aviv
 Juni 2015 
In der Schweiz wird homosexuellen Paaren durch eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofes vom Mai 2015 das Recht auf Adoption verweigert. In Deutschland wird über eine Gesetzesänderung für gleichgeschlechtliche Ehen gestritten. Die Diskussion dreht sich um das Recht auf Liebe und die Wahl, den geliebten Partner auch heiraten zu dürfen.

Israel gibt sich fortschrittlich. Gleichgeschlechtliche Paare bringen ihre durch Leihmutterschaft gezeugten und geborenen Kinder aus dem Ausland mit, und sie werden als Kinder beider Ehepartner registriert.

Hier folgt jedoch ein großes Aber. Für das Gros der israelischen Bevölkerung gibt es im zivilen Bereich keine progressive Gesetzgebung und Rechtssprechung. Es gibt keine Ziviltrauung. Die Verantwortung liegt allein bei den religiösen Instanzen, bei den jeweiligen jüdischen, muslimischen oder christlichen Institutionen. So wurde es im osmanischen Reich bis 1918 in der ganzen Region gehandhabt, und die Engländer, die 30 Jahre lang die Region verwalteten, haben daran nichts verändert. Israel hat diese Gesetze 1948 mit der Staatsgründung dann ebenfalls übernommen, und obwohl es verschiedene Vorstöße in der Knesset gab – geändert wurden sie nicht.
So gilt nun für Juden im Staat das halachische Gesetz, für Muslime gilt die Scharia. Die Halacha bestimmt beispielsweise, dass ein männlicher Jude aus der Priesterkaste (eine Einrichtung aus der Tempelzeit; heute existiert diese Kaste nur noch dem Namen nach – Cohen, Kagan etc.) keine geschiedene Frau heiraten darf. Jüdischen Einwanderern, vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion, die ihre jüdische Abstammung nicht nachweisen können, wird die Ehe mit einem Juden verweigert. Bei der Heirat wird die jüdische Frau dem Mann „angeheiligt“, folglich ist auch der Mann derjenige, der die Scheidung initiieren darf. Eine jüdische Frau, die sich scheiden lassen möchte, bleibt auf ewig gebunden, wenn der Ehemann sich der Scheidung verweigert. Der kürzlich erschienene Film „Gett − der Prozess der Viviane Amsalem“ zeigt diese Problematik mit aller Deutlichkeit, und zwar sowohl die Ohnmacht der Frauen als auch die (vermeintliche?) Machtlosigkeit der Rabbiner gegenüber der Willkür eines eifersüchtigen Ehemannes. Hier ein Link zum Trailer des Films http://www.imdb.com/title/tt3062880/   Ein muslimischer Mann kann sich von seiner Frau scheiden lassen, sie hat kein Mitspracherecht. Das sind nur einige wenige Beispiele dieser „altehrwürdigen“ Gesetze. Es gibt auch keine religiösen „Mischehen“ − welche Institution sollte eine Muslima mit einem jüdischen Mann oder einen christlichen Mann mit einer Jüdin verheiraten?

Yaara und Omer gehören zu den wenigen, die hier ohne Rabbiner
geheiratet haben, unterstützt von der Bewegung "freies Israel"
http://bfree.org.il/english
Wer hier nicht heiraten darf, kann eine Ehe im Ausland schließen, was dann wiederum vom demokratisch-zivilen Staat Israel anerkannt wird: Der Staat registriert das Paar als Ehepartner. Im naheliegenden Zypern hat sich eine richtiggehende Heiratsindustrie entwickelt. Es geschieht aber eher selten, dass säkulare Israelis, die hier heiraten dürfen, eine Eheschließung im Ausland wählen, um so dem Rabbinat den Rücken zu kehren. Paradoxerweise müssen sich Paare, die im Ausland geheiratet haben, bei einer Trennung doch wieder an die religiösen Instanzen wenden, und die Scheidung wird dann von den religiösen Institutionen ausgesprochen.

Wir geben uns modern und brüsten uns damit, die einzige Demokratie im Nahen Osten zu sein. Aber der Staat verweigert vielen Liebenden ein grundsätzliches demokratisches Menschenrecht, verankert in der allgemeinen Menschenrechtserklärung der UNO: das Recht, einen geliebten Menschen zu heiraten. Die breite Masse der Israelis steht dieser Ungerechtigkeit scheinbar gleichgültig gegenüber, die meisten beugen sich dem Diktat der Orthodoxie, die in religiösen Dingen das alleinige Sagen hat.

Die LGBT-Gemeinde kämpft seit Jahren mit Erfolg für ihre Rechte. Warum kämpfen wir Säkularen nicht für die unsrigen?

Unsere ältere Tochter und ihr Freund haben sich entschieden, im Ausland zu heiraten und so ein Zeichen zu setzen. Wir unterstützen diese Entscheidung in vollem Umfang.

1 comment:

  1. Ich möchte nur jemanden beraten, der Schwierigkeiten in seiner Beziehung hat, sich mit Dr.Agbazara in Verbindung zu setzen, weil er der Einzige ist, der in der Lage ist, gebrochene Beziehungen oder zerbrochene Ehen innerhalb von 48 Stunden zurück zu bringen mit seinen spirituellen Kräften. Sie können Dr.Agbazara kontaktieren, indem Sie ihn durch seine E-Mail an ( agbazara@gmail.com ) schreiben ODER rufen Sie ihn an: +2348104102662, in jeder Situation des Lebens finden Sie sich selbst.

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