Die ersten Dezembertage. Eine Wanderung mit meinen Kindern
am Meer entlang, bei Temperaturen, die zu Baden einladen. Seit Wochen ist es
viel zu warm, häufig 28°C am Tag, nachts "angenehm kühl",
vielleicht 16°C.
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Wanderung am Meer, anfangs Dezember 2013 |
Das jüdische Morgengebet preist Gott
im Sommer dafür, dass ER Tau herablässt, und im
Winter dafür, dass ER den Wind wehen und den Regen fallen lässt. Man
schliesst also Sommerregen aus, das gibt es gar nicht. Diese Gebete richten sich
nach den jüdischen Feiertagen*. 2013 hat die Bitte nach Regen Ende September
begonnen. Oktober und November sind durchs Land gezogen – ohne Regen. Ach doch,
einmal hat es eine einzige Nacht geregnet, und vereinzelt spriesst neues, zartes
Grün aus dem verdorrten vorjährigen Dornengestrüpp. Ansonsten – ein Sonnentag
reiht sich an den nächsten.
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Palmen im Schnee, Jerusalem, Mitte Dezember 2013 |
Mitte Dezember. Jerusalem ist seit Tagen
eingeschneit, der ungewöhnlich frühe Wintersturm ist das einzige Thema in den
Nachrichten. Millionen syrischer Flüchtlinge leiden in ihren Notunterkünften,
der Gazastreifen hat Hochwasser, Menschen in höheren Berglagen, oberhalb 700 m,
sind tagelang von der Umwelt abgeschnitten.
Die Region des östlichen Mittelmeeres mit ihren
Kleinstaaten ist eine Grenzregion zwischen Mittelmeerklima und Wüste, und das
war immer so, die Bibel liefert uns viele Beispiele davon. Die Region ist karg
und die Menschen können nur mit genügend Regen überleben. Der fällt jedoch sehr
unregelmässig, die typischen Regenmonate sind Dezember, Januar und Februar. Gerade
jetzt wurde uns wieder demonstriert, dass eine einzige Wetterfront 30 – 50% des
gesamten Jahresdurchschnittes herunterfallen lässt, und das ist dann auch
wieder kein Segen.
Dürre und Hungernöte beschreibt uns die Bibel an vielen Stellen:
1. Moses 13, 5: Lot zog mit Abram, hatte auch
Schafe, Rinder und Zelte. Und das Land ertrug es nicht, dass sie beeinander
blieben.
1. Moses 43, 1: Die Hungersnot aber lastete schwer
auf dem Lande. Als sie nun das Korn, das sie aus Aegypten gebracht, aufgegessen
hatten, sprach ihr Vater (Jakob) zu ihnen: zieht wieder hin und kauft uns ein
wenig Speise.
Auch Schnee wird erwähnt:
Jesaja 55, 10: Denn wie der Regen und der Schnee
vom Himmel herabkommt und nicht dahin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt,
dass sie fruchtbar wird und sprosst und dem Sämann Samen und dem Essenden Brot
gibt, so auch mein Wort, das aus meinem Munde kommt.
Hiob 24, 19: Dürre und Hitze raffen weg die
Schneewasser, das Totenreich die, die gesündigt haben.
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Hauseingang in Nachlaot, Jerusalem, Mitte Dezember 2013 |
Regen als Gottesgnade, Dürre als
Gottesstrafe, so
lehrt uns die Bibel. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass nur eine so ungnädige
Region wie die Wüste und ihre Randgebiete, wo Tod und Leben, Dürre und Segen,
Sonne und Regen so nahe beieinanderleben, diesen strafenden Gott des
Monotheismus hervorbringen konnte.
Die Menschen versuchen jedoch auch,
diesen strafenden Gott auszutricksen, heute wie in antiken Zeiten. So haben
bereits die Kanaaniter vor mehr als 3000 Jahren, dann die Israeliten, Herodes
der Grosse, die Römer und die Araber grossartige Wassersysteme geschaffen, um
Wasser für den heissen, regenlosen Sommer zu speichern, und die modernen
Staaten der Region haben die riesige Verantwortung, ihre immerzu wachsende
Bevölkerung mit Wasser und Nahrung zu versorgen. So wird Meereswasser in
grossen Mengen in Trinkwasser verwandelt, jedes Tröpfchen aus den Quellen
gefasst und in Röhren abgeleitet, wird Abwasser wiederaufbereitet und als quasi
Secondhand Wasser auf die Felder geleitet und zum Bewässern wiederbenutzt.
Die ewig knappen Wasserresourcen sind
ein Teil der regionalen Konflikte, könnten aber auch ein Hebel für gegenseitige
Zusammenarbeit sein.
Anfänge gibt es. Letzte Woche wurde
ein Abkommen zwischen Jordanien, Israel und der Palästensischen Autorität
unterzeichnet, unterstützt und finanziert von der Weltbank. Geplant ist eine
Wasserröhre vom Roten bis zum Toten Meer. Es geht um die
Errettung des Toten Meeres, um das Herstellen von Trinkwasser, aber auch um regionale
Zusammenarbeit.
* Der
jüdische Kalender ist eine Kombination von Mond- und Sonnenjahr. Der Monat
beginnt jeweils bei Neumond, wie der muslimische Monat auch. Das 12-monatige Mondjahr
ist jedoch nur 354 Tage lang. Im jüdischen Kalender werden jeweils während 19 Jahren 7 Schaltmonate eingeschaltet, also alle 3-4 Jahre ein zusätzlicher Monat. Nach 19 Jahren ist der jüdische Kalender wieder mit dem Sonnenjahr gleich. Die jüdischen Feiertage richten sich nämlich nach dem landwirtschaftlichen
Zyklus des östlichen Mittelmeerraumes, und dank dieser Korrektur fallen sie dann immer in die gleiche Jahreszeit. Der Islam richtet sich nur nach dem
Mond, so dass die Feiertage rings ums Jahr "wandern".
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