Saturday, December 7, 2013

Warten auf Nelson Mandela

Die Welt trauert um Nelson Mandela. Die Zeitungen sind voll von Bildern des gutaussehenden, gütig lächelnden alten Mannes. Vor Jahren habe ich seine Autobiografie "der lange Weg zur Freiheit" gelesen und war zutiefst beeindruckt von seinem Lebensweg und seiner Fähigkeit, nach 27 Jahren südafrikanischer Gefängnisse den weissen Südafrikanern die Hand auszustrecken und seine schwarzen Südafrikaner zu überzeugen, dass der einzige Weg eine friedliche Übereinkunft sei. Ein einmalige Lebensgeschichte und ein einmaliger Feldzug des Friedens.

Ich kenne Südafrika aus unzähligen Geschichten eines engen Freundes, einem Weissen mit Burischen Wurzeln, im gleichen Jahre wie Nelson Mandela geboren und auch im gleichen Jahre gestorben. Er verliess Südafrika am Ende der 70er Jahre, weil er überzeugt war, dass die Tage des Apartheidregimes gezählt sind, und dass das Ganze in einem schrecklichen Blutbad enden werde. 12 Jahre später wurde Mandela freigelassen. Das Unglaubliche geschah, es kam zu einer Übereinkunft zwischen der weissen Minderheitsregierung von De Klerk und der African National Congress (ANC) Freiheitsbewegung von Nelson Mandela unter dessen Führung.

Wenn ich nach Tel Aviv fahre, 8 km südlich unseres Dorfes, fahre ich am Hadarim Gefängnis vorbei. In Zelle 28 ist seit 2002 Marwan Barghouti inhaftiert, ein prominenter plästinensischer Führer, verurteilt wegen mehrfachen Mordes an Israelis während der 2. Intifada. Barghouti galt als vielversprechender zukünftiger Führer der Palästinenser, wenn die alte Arafat-Generation, zu denen auch Mahmoud Abbas gehört, abtritt.

Stellen wir uns eine utopische Situation in Israel und Palästina vor. Der israelische Präsident erlässt eine Amnestie, und Barghouti wird in die Freiheit entlassen. In freien Wahlen wird er zum Präsidenten der Palästinensischen Authorität gewählt. Er spricht mit dem israelischen Ministerpräsidenten und hält, wie der Ägyptische Präsident Anwar Sadat im Jahre 1978, eine Rede vor der israelischen Knesset. Die Hamas lenkt ein, die israelische Öffentlichkeit wird von der israelischen Führung überzeugt, dass Israel auf den Traum des ganzen biblischen Landes verzichten muss. Es gibt Landaustausch, Siedler, die ihre Siedlungen verlassen müssen, und am Ende leben zwei Staaten mit klar gezogenen Grenzen nebeneinander: ein palästinensicher Staat, der seine Flüchtlinge zurückholt und nach zwei Generationen Flüchtlingsstatus in ein normales Leben integriert, und ein israelischer Staat mit einer arabischen Minderheit.

Für jeden Konflikt gibt es eine Lösung, irgendwann. Diese Lösung kann radikal sein, z. Bsp. ein Krieg, der die andere Seite auslöscht. Dies wird im Zeitalter von CNN und UNO jedoch zunehmend schwieriger. Eine friedliche Lösung hängt zum grossen Teil, vielleicht sogar ausschliesslich, von der politischen Führung ab, von charismatischen Pragmatikern, die ihren Mitmenschen direkt in die Augen sehen können und den Mut haben, Hass und Ängste, Vorurteile und Feindesbilder abzubauen, ihnen die Vorteile eines friedlichen Abkommens schmackhaft zu machen.

Immer gab es grosse Menschen. Einer, Martin Luther King, hat in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts eine flammende Rede gehalten: I have a dream......

Also, träumen wir von einer neuen Führung im Nahen Osten, die das Erbe von Nelson Mandela, sein Name sei gesegnet, weiterführt.



No comments:

Post a Comment