Die Welt trauert um
Nelson Mandela. Die Zeitungen sind voll von Bildern des gutaussehenden, gütig
lächelnden alten Mannes. Vor Jahren habe ich seine Autobiografie "der
lange Weg zur Freiheit" gelesen und war zutiefst beeindruckt von seinem
Lebensweg und seiner Fähigkeit, nach 27 Jahren südafrikanischer Gefängnisse den
weissen Südafrikanern die Hand auszustrecken und seine schwarzen Südafrikaner
zu überzeugen, dass der einzige Weg eine friedliche Übereinkunft sei. Ein
einmalige Lebensgeschichte und ein einmaliger Feldzug des Friedens.
Ich kenne Südafrika aus
unzähligen Geschichten eines engen Freundes, einem Weissen mit Burischen
Wurzeln, im gleichen Jahre wie Nelson Mandela geboren und auch im gleichen
Jahre gestorben. Er verliess Südafrika am Ende der 70er Jahre, weil er
überzeugt war, dass die Tage des Apartheidregimes gezählt sind, und dass das
Ganze in einem schrecklichen Blutbad enden werde. 12 Jahre später wurde Mandela
freigelassen. Das Unglaubliche geschah, es kam zu einer Übereinkunft zwischen
der weissen Minderheitsregierung von De Klerk und der African National Congress
(ANC) Freiheitsbewegung von Nelson Mandela unter dessen Führung.
Wenn ich nach Tel Aviv
fahre, 8 km südlich unseres Dorfes, fahre ich am Hadarim Gefängnis vorbei. In
Zelle 28 ist seit 2002 Marwan Barghouti inhaftiert, ein prominenter
plästinensischer Führer, verurteilt wegen mehrfachen Mordes an Israelis während
der 2. Intifada. Barghouti galt als vielversprechender zukünftiger Führer der
Palästinenser, wenn die alte Arafat-Generation, zu denen auch Mahmoud Abbas
gehört, abtritt.
Stellen wir uns eine
utopische Situation in Israel und Palästina vor. Der israelische Präsident erlässt
eine Amnestie, und Barghouti wird in die Freiheit entlassen. In freien Wahlen
wird er zum Präsidenten der Palästinensischen Authorität gewählt. Er spricht
mit dem israelischen Ministerpräsidenten und hält, wie der Ägyptische Präsident
Anwar Sadat im Jahre 1978, eine Rede vor der israelischen Knesset. Die Hamas
lenkt ein, die israelische Öffentlichkeit wird von der israelischen Führung überzeugt,
dass Israel auf den Traum des ganzen biblischen Landes verzichten muss. Es gibt
Landaustausch, Siedler, die ihre Siedlungen verlassen müssen, und am Ende leben
zwei Staaten mit klar gezogenen Grenzen nebeneinander: ein palästinensicher
Staat, der seine Flüchtlinge zurückholt und nach zwei Generationen Flüchtlingsstatus
in ein normales Leben integriert, und ein israelischer Staat mit einer
arabischen Minderheit.
Für jeden Konflikt gibt es eine Lösung, irgendwann. Diese Lösung kann
radikal sein, z. Bsp. ein Krieg, der die andere Seite auslöscht. Dies wird im
Zeitalter von CNN und UNO jedoch zunehmend schwieriger. Eine friedliche Lösung
hängt zum grossen Teil, vielleicht sogar ausschliesslich, von der politischen
Führung ab, von charismatischen Pragmatikern, die ihren Mitmenschen direkt in
die Augen sehen können und den Mut haben, Hass und Ängste, Vorurteile und
Feindesbilder abzubauen, ihnen die Vorteile eines friedlichen Abkommens
schmackhaft zu machen.
Immer gab es grosse Menschen. Einer, Martin Luther King, hat in den 60er
Jahren des 20. Jahrhunderts eine flammende Rede gehalten: I have a dream......
Also, träumen wir von einer neuen Führung im Nahen Osten, die das Erbe von Nelson Mandela, sein
Name sei gesegnet, weiterführt.
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